Spurenlesen und Fährtenkunde

Wer hat hier seine Spuren hinterlassen?

Diese scheinbar einfache Frage ist der Einstieg in eine der ältesten Fähigkeiten der Menschheit: das Spurenlesen. In unserem Kurs „Spurenlesen und Fährtenkunde“ für Kinder und Jugendliche begeben wir uns gemeinsam auf eine Reise in die faszinierende Welt der Zeichen, Spuren und Bewegungsmuster der Tiere – und lernen dabei nicht nur viel über die Natur, sondern auch über uns selbst.

„Wenn wir unsere Herkunftslinie weit genug zurück verfolgen, würden wir entdecken, dass wir alle von Fährtenlesern abstammen.“

Diese Worte von Mark Elbroch, dem renommierten Tierökologen und Autor des Standardwerks Mammal Tracks & Sign, führen uns zum Ursprung der Menschheit. Lange bevor es Ackerbau oder Städte gab, war das Fährtenlesen ein Überlebenswerkzeug. Unsere Vorfahren konnten aus einem einzelnen Fußabdruck das Alter, das Geschlecht, die Richtung, die Geschwindigkeit und sogar den emotionalen Zustand eines Tieres herauslesen – Fähigkeiten, die durch Generationen überliefert wurden.

 

Das Fährtenlesen war nicht nur Jagdtechnik, sondern eine Lebensweise. Es bedeutete, in ständiger Verbindung mit der Umwelt zu stehen. Es bedeutete, zuzuhören, zu beobachten, sich einzufühlen. Heute, in einer hochdigitalisierten Welt, erfahren diese alten Fertigkeiten eine Renaissance – als Weg zu mehr Naturverbundenheit, innerer Ruhe und echter Erkenntnis. 

 

Warum dieses Wissen heute wichtiger ist denn je?

 

In einer Welt, die von Geschwindigkeit, Bildschirmen und Konsum geprägt ist, geht das alte Wissen der Naturbeobachtung zunehmend verloren. Doch gerade in Zeiten von Klimawandel, Artensterben und Entfremdung vom natürlichen Leben ist es von größter Bedeutung, junge Menschen wieder mit der Erde zu verbinden.

 

Das Spurenlesen lehrt uns Langsamkeit, Achtsamkeit und Demut. Es zeigt, dass wir nicht getrennt von der Natur existieren, sondern ein Teil von ihr sind. Wer Spuren lesen kann, entwickelt nicht nur ein tiefes ökologisches Verständnis, sondern auch ein Gefühl der Verantwortung gegenüber allem Lebendigen. Es ist ein Weg, das alte Wissen lebendig zu halten – in den Händen, Füßen und Herzen der nächsten Generation.


Spuren und Zeichen erkennen

 

Was unterscheidet eine Trittsiegelspur von einem Schlafplatz? Wie sieht ein Fraßbild aus, und was sagt uns ein zerzauster Federhaufen? In diesem Modul lernen die Teilnehmenden, verschiedenste Zeichen von Wildtieren zu identifizieren und zu interpretieren. Dabei gehen wir auf Fußabdrücke, Scharrspuren, Kot, Nester, Liegeplätze und vieles mehr ein. Wir entdecken, dass die Natur wie ein Buch ist – man muss nur lernen, darin zu lesen.

Gangarten und Bewegungsmuster

 

Tiere hinterlassen nicht nur einzelne Spuren, sondern auch charakteristische Spurenbilder. Wir analysieren, ob ein Tier im Passgang, Trab oder Sprung unterwegs war. Dabei helfen uns praktische Übungen auf Sandwegen oder Schneeflächen, bei denen die Kinder selbst in verschiedene Gangarten schlüpfen. Durch diese Bewegungsspiele erfahren sie direkt am eigenen Körper, wie unterschiedliche Bewegungsmuster entstehen.


Naturtagebuch und Journaling

 

Das Führen eines Naturtagebuchs ist ein zentraler Bestandteil des Kurses. Mit Stift und Skizzenbuch ausgestattet dokumentieren die Kinder ihre Funde, fertigen Zeichnungen an und notieren Beobachtungen. Dieser kreative Zugang fördert Achtsamkeit, Selbstreflexion und das Wiedererkennen von Mustern in der Natur. Gleichzeitig lernen die Teilnehmenden eine alte Methode der Wissenssammlung kennen – ganz ohne digitale Hilfsmittel.


Fußmorphologie – Tierfüße verstehen

 

Wie ist ein Tierfuß aufgebaut? Welche Unterschiede gibt es zwischen Paarhufern, Zehengängern und Sohlengängern? Durch Modelle, Zeichnungen und Vergleiche lernen die Kinder den Aufbau von Tierfüßen kennen und können daraus Rückschlüsse auf Lebensweise, Geschwindigkeit und Lebensraum des Tieres ziehen. So schulen wir genaues Hinsehen und naturwissenschaftliches Denken – spielerisch und mit viel Begeisterung.